Allianz SE München Studie – 2014 Pension Sustainability Index
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Top 3: Australien, Schweden, Neuseeland
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Thailand steht unter größtem Reformdruck, gefolgt von Brasilien und Japan
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Seit dem letzten PSI 2011 um über fünf Plätze vorgerückt: Irland, Luxemburg, Rumänien, Singapur, Türkei, USA und Griechenland
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Zurückgefallen: Kroatien, Deutschland, Frankreich, Österreich, Hongkong, Malta, Slowenien und Taiwan
- Neben Deutschland deutlich abgerutscht sind vor allem Österreich (von 20 auf 27) und Slowenien (von 31 auf 41). Die größte Verschlechterung verzeichnete Taiwan, das auf Platz 33 abrutschte und dabei 19 Plätze einbüßte.
Pension Sustainability Index: Australien an erster Stelle, Thailand ganz hinten
Laut der aktuellen Studie sind die Rentensysteme in Thailand, Brasilien und Japan am wenigsten nachhaltig. Australien, Schweden und Neuseeland befinden sich hingegen an der Spitze, gefolgt von Norwegen, den Niederlanden und Dänemark. Dr. Renate Finke, Autorin der Studie und Senior Economist bei der Allianz, erklärt: „Ein gutes Ranking im Index deutet darauf hin, dass ein Pensionssystem eines Landes gut mit aktuellen und künftigen demografischen Entwicklung mithalten kann.“ Bei den Ländern auf den hinteren Plätzen des Rankings muss man unterscheiden, aus welchen Gründen sie sich dort befinden.” Thailand hat beispielsweise ein sehr niedriges Renteneintrittsalter; gleichzeitig sind die Zahlungen nicht vollständig gedeckt und die Bevölkerung altert rasch. Nachdem Flutkatastrophen und Regierungskrisen die Politik bestimmt haben, rückte die Überalterung der Gesellschaft in den Hintergrund. Auch Brasilien altert sehr rasch und sein Rentensystem weist eine hohe Ersatzrate auf. Zusammen mit den Regelungen zum Eintritt in den Vorruhestand ist dies langfristig nicht nachhaltig. Japan ist wegen seiner sehr alten Bevölkerung und der sehr hohen Staatsverschuldung am unteren Ende des Rankings angesiedelt. Insgesamt ist das Rentensystem zu kostspielig, weshalb Reformen ein Dauerthema sind. Wie schon in 2011 belegt auch jetzt Australien Platz 1 im Ranking. Das Land verfügt über das nachhaltigste Pensionssystem und hat den geringsten Reformdruck. Es folgen Schweden, Neuseeland, Norwegen und die Niederlande. Den westeuropäischen Ländern kommen ihre umfassenden, stabilen Rentensysteme zugute. Ähnlich wie Australien verfügen Schweden und Neuseeland über ein umfassendes Rentensystem, das auf starken, kapitalgedeckten Rentenzahlungen basiert. Norwegen ist es aufgrund seiner soliden Finanzen sogar gelungen, die Niederlande (Platz 5) zu überholen. Das hohe gesetzliche Renteneintrittsalter und eine moderate demografische Entwicklung haben ebenfalls dazu beigetragen, dass das Land Platz 4 erreicht hat.
Griechenland – 2011 an letzter Stelle – hat nun signifikant aufgeholt
Als Folge der drastischen Rentenreformen, die von den Sparpaketen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) befördert wurden, gelang es Griechenland, seine Position vom letzten Platz in 2011 deutlich zu verbessern. Im aktuellen PSI belegt es Platz 38 und hat damit sechs Plätze gut gemacht. Das Land hat die Ausgaben für Pensionen deutlich zurückgefahren. Die Staatsverschuldung ist noch immer hoch und auch der Alterskoeffizient liegt mit 29 deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 24. „Griechenland muss die Ausgaben für sein Pensionssystem weiter genau beobachten. Die Regierung sieht vor, weitere Reformen einzuleiten, sobald die Ausgaben wieder über ein bestimmtes Maß steigen”, sagt Dr. Finke. Auf den mittleren Rängen befinden sich Länder mit sehr unterschiedlichen Systemen und Voraussetzungen: “junge” Länder mit zersplitterten Rentensystemen, die sich mit einer rasch alternden Bevölkerung konfrontiert sehen; und “alte” Länder mit entwickelten Rentensystemen, die Reformen eingeleitet haben und sich der Herausforderung bewusst sind und die finanzielle Tragfähigkeit ihrer Altersvorsorgesysteme überwachen.
Weitere Belastung der öffentlichen Finanzen durch Rentenausgaben in Europa
Viele Reformen, die in den letzten Jahren eingeführt wurden, dienen der Senkung der Ersatzraten. Jedoch zeichnen sich zwei verschiedene Versorgungsansätze ab. Länder wie z.B. die USA, Australien, Großbritannien und Irland haben eine Art „Rentensystem der untersten Schublade“ entwickelt. Hier decken die gesetzlichen Säulen lediglich die Grundbedürfnisse ab, um Altersarmut zu vermeiden. Alles, was benötigt wird, um einen gewissen Lebensstandard zu halten, muss durch Kapitaldeckung finanziert werden. Die gesetzliche Rente in Kontinentaleuropa – insbesondere in Italien, Spanien, Frankreich und Griechenland – sind dagegen wesentlich großzügiger. Die öffentlichen Finanzen bilden einen weiteren Subindikator für das Länder-Ranking im PSI. 2010 belief sich die Belastung der europäischen gesetzlichen Rentensysteme für die öffentlichen Finanzen bereits auf 11,3 Prozent des BIP. Für Westeuropa erhöht sich die Last dieser Ausgaben bis 2050 noch auf 12,8 Prozent des BIP. Ähnliche wird die Entwicklung auch Japan und Brasilien sein. Viele Regierungen haben bereits Reformen eingeleitet, um das Rentenniveau und damit die finanzielle Gesamtbelastung zu senken – insbesondere im Falle Griechenlands.
Anmerkungen für Redakteure:
Der PSI kann Hinweise auf die Tragfähigkeit des gesetzlichen Rentensystems und den Reformbedarf eines Landes geben, um eine langfristige finanzielle Tragfähigkeit zu gewährleisten. Die Bewertung gestaltet sich angesichts der Vielzahl der landesspezifischen institutionellen, technischen und gesetzlichen Parameter zwar schwierig, es gibt jedoch Schlüsselvariablen, die sich unabhängig von den landesspezifischen Parametern auf die Stabilität der Rentensysteme auswirken. Durch die Wahl eines methodischen Ansatzes bei der Untersuchung dieser dynamischen Variablen kann anhand des PSI die langfristige Tragfähigkeit nationaler Rentensysteme, und damit der Reformdruck auf Regierungen, bewertet werden. Der PSI verwendet eine Reihe von Subindikatoren – wie z.B. demographische Entwicklungen, öffentliche Finanzen und Konzepte für Rentensysteme – um die langfristige Tragfähigkeit eines Rentensystems systematisch zu messen. Die Subindikatoren umfassen mehrere Parameter, die auf den gegenwärtigen Stand und die künftige Entwicklung des Systems schließen lassen.